Nachdem sich whoiswelanski schnell zu einem Geheimtipp der deutschen Indie-Szene entwickelt haben, wurde es etwas ruhiger um das Electronic-Pop-Duo aus Oberbayern. Nun lieferten sie mit Only in Arts (VÖ: 14.10. via popup-records) einen elektronisch-poppigen Soundtrack; ein Flirt im Serverraum, der an Videogames und die Liebe denken lässt.
Im Zuge der Pandemie flüchten sich die beiden zuvor eher social-media-scheuen Jungs in virtuelle Welten, beschäftigen sich mit NFTs, digitalen Katzenbildern und Avataren. Es entsteht ein digitales Ich: Welanski. Ein Wesen, das Musik im Internet verkauft, digitale Kunst in einer Galerie im Metaversum ausstellt und gerne mal das Tanzbein bei Live-Events im Web 3.0 schwingt. Welanski verkommt zu einer virtuellen Kunstfigur, die Only in Arts existiert.
Tobias Weber und Josef Pötzinger bezeichnen ihre Musik sehr treffend als “Weird Welanski-Pop” und man ertappt sich bei der Vorstellung, wie ihr digitales Ich dabei die ein oder andere Klavier-Taste gedrückt hat. Irgendwie ist das Pop – vor allem, wenn man die Singles “Here We Go”, “This Is Good” und “I Just Wanna Hang Out With My Friends” hört. Und doch bringt dieses Album noch mehr mit sich: experimentelle Ausbrüche wie in „Love On Mars“ oder “First, Try“ treffen auf treibende, minimalistische Beats, ummantelt von einem Potpourri aus Samples (“Hold On“). In den eigenen vier Wänden produziert, verliehen Sam Petts-Davies (Warpaint, Klangstof, Radiohead) und Zino Mikorey (Nils Frahm, Thom Yorke) der Platte ihren Glanz.
Wie man es von whoiswelanski gewohnt ist, darf es an einer am Gesamtkonzept orientierten visuellen Ausgestaltung nicht fehlen. So folgen die animierten Illustrationen von Sandro Rybak einer klaren Linie, zeigen repetitive Elemente, erschaffen eine weite, sphärische Traumwelt, vielleicht ein Metaversum. Das Musikvideo zu “I Just Wanna Hang Out With My Friends“ von Basti Kameter baut darauf auf: Surrealismus in Form einer Eidechsen-Puppe, die den Hauptdarsteller für einen Moment aus seiner erdrückenden Isolation reißt und das Gefühl von Entfremdung verdeutlicht. Für eine Band, die sich aus der oberbayerischen Idylle ihren Platz in der Welt sucht, ist das alles doch recht ungewöhnlich, spannend und macht Lust auf mehr.
War die bisherige Musik von whoiswelanski eher psychedelisch und krautig mit fast schon roboterartigem Gesang auf Deutsch, wird es in englischer Sprache nun geschmeidig und melodiös. Nach dem Debütalbum Talk (2020) und der Mini-EP Computer, Sex, Antibiotika (2021) mischen die beiden Welanskis Tobias Weber und Josef Pötzinger nun elektronische Einflüsse wie Caribou und Floating Points mit der typischen Verdrehtheit des Welanski-Kosmos.
PHOTOCREDIT: whoiswelanski (C) BY Bruno Tenschert via popup-records
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