Einmal mehr habe ich das grosse Vergnügen, über ein Konzert von Fady Maalouf zu berichten. Diesmal war wieder Hamburg der Schauplatz des Geschehens und wer letztes Jahr schon bei einem exklusiven Fanclub-Konzert dabei war, fühlte sich im Bürgerzentrum Altona fast schon wie zuhause.
Da konnte auch das berüchtigte Hamburger „Schietwetter“, das sich von seiner „besten Seite“ zeigte, der Freude keinen Abbruch tun, denn die Fady Fans wussten aus Erfahrung, dass eine ganz besondere Sonne im gemütlichen Konzertsaal des Zentrums wieder strahlen und diesen mit warmem Licht fluten würde, denn einmal mehr stand „Fady Maalouf live mit Acoustic-Trio“ auf dem Programm.
Was aber macht eigentlich ein richtig tolles Live-Konzert aus?
Ist eine bis ins Detail getrimmte Show, bei der jeder Titel genauso wie die CD-Aufnahme klingt, jede Textzeile unverrückbar in Stein gemeisselt ist, jeder Kommentar zwischen den Songs einstudiert vorgetragen wird, jedes Spotlight zielgenau ins Schwarze trifft – kurzum, wo nicht mal eine Socke zu rutschen wagt, das Gelbe vom Ei, das Nonplusultra?
Oder soll eben der Live-Status deutlich zu Tage treten, wo jeder Song in der vorgestellten Version ein absolutes Unikat ist, wo auch mal improvisiert oder gar die Playliste kurzerhand umgestellt wird; wo oftmals völlig neue Arrangements überraschen und das Publikum gelegentlich zum Mitsingen aufgefordert wird?
Wer ein lebendiges Konzert erleben möchte, wie der Ausdruck „live“ es auf den Punkt bringt, wird bei Fady Maalouf mit seinen Musikern Simon Anke, Jan Stolterfoht und Simon Pauli goldrichtig bedient.
Ein weiteres Schmuckstück dieser Fasson konnten die Zuhörer mit „Let’s groove“ ins Schatzkistchen ihrer musikalischen Erinnerungen legen.
Zwar waren auf der Playliste keine neuen Songs zu vermerken, trotzdem kam man in den Genuss noch nie gehörter Töne, insbesondere durch ungewohnte Arrangements, tolle Soli der Musiker, interessante Zusammenstellung der Begleitinstrumente und vor allem Fady Maaloufs einzigartig variabler Stimme.
Da bekam man mit „Stop“ und „Killing me softly“ den Herzschmerz einer zerbrochenen Beziehung hautnah zu spüren, traumtänzelte mit aussergewöhnlicher Akkordeon-Begleitung durch Beyonces „Sweet Dreams“ und spürte mit „Imagine“ deutlich den Puls der Zeit, obwohl der Song eigentlich zeitlos ist und seine Aussage immer aktuell wäre.
Ein Hauch aus längst vergangener Zeit wehte dagegen mit „Amado mio“ aus dem Film „Gilda“ durch den Saal, dem durch das Akkordeon zusätzlich argentinisches Flair verliehen wurde.
Selbstverständlich klang „Saving all my love for you“ nicht wie gesungen von Whitney, wie Fady selber anmerkte, aber das soll es auch nicht. Man soll am Thron von „Göttern“ nicht kratzen, sondern seinen eigenen Sessel polstern, bis er vielleicht eines Tages auch zum Thron wird.
Eine besonders interessante Version von „Home“, die dem Thema „Let’s groove“ angepasst war, schied offenbar die Geister im Publikum. Wer gerade bei diesem Titel damals zum Fan von Fady wurde, bevorzugt wohl allein schon deswegen die eher „klassische Version“, während andere von der peppigen Nummer begeistert waren.
Mit „Save my day“, „Will you still love me tomorrow“ und „Skydancers“ wurden auch Songs aus den eigenen Alben performt, wobei das Gitarren-Intro von Jan Stolterfoht bei „Skydancers“ besondere Erwähnung verdient.
„Golden Eye“, „She’s like the wind“, und „Domino“ sind Dauerbrenner bei den Fans und bei „Rolling in the deep“ schnippte auch der Techniker mit den Fingern.
Oh nein, Feierabend? Aber nicht doch, Zugabe ist obligatorisch und das bitte in der Mehrzahl! Da eignen sich „Burn“ und „Neyla“ besonders gut zum Abfeiern und mit „Somewhere over the rainbow“ wird nochmal die Klasse dieses Sängers eindrücklich demonstriert.
Ein Live-Konzert der absoluten Güte-Klasse, mit Ecken und Kanten und Überraschungen, das süchtig macht und nach der nächsten Möglichkeit suchen lässt, diesen Künstler und seine Band bald wieder erleben zu können.
Das lässt nicht allzu lange auf sich warten, weitere Gelegenheiten dazu gibt es hier:
10.10.2015 „Thunderbirds“, Tempodrom, Berlin
05.12.2015 „Etoiles“, White Spree Lounge, Berlin
YAGALOO sagt DANKE an Carmen für diesen schönen Artikel 🙂
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