Fady Maalouf – „Thunder Birds“ im Tempodrom in Berlin


Wie bitte? Fady Maalouf, der begnadete Balladen- und Soulsänger gibt ein Konzert mit dem Titel „Thunder Birds“? mag sich manch einer gefragt haben, der noch nie das Vergnügen hatte, diesen Künstler live mit Band zu erleben.

Ob das beeindruckende Tempodrom mit seinen schneeweissen Flügeln bei der Namensgebung dieses Konzerts auch Pate gestanden hat, bleibe mal dahingestellt, aber eben diese Flügel dürften im übertragenen Sinn  kräftig gewackelt haben an diesem Samstagabend.

Partystimmung war angesagt und die vierköpfige Band, bestehend aus Simon Anke am Keybord, Simon Pauli am Bass, Thomas Gehrke am Schlagzeug und Aeneas Martens an der Gitarre sorgten schon mal für einen deftigen Sound, der das Publikum sofort zum Mittanzen verführte.

Auch das eher ungewöhnliche Outfit des Sängers, signalisierte ein Ereignis, das sich von den Akustik-Konzerten dieses Jahres unterscheiden sollte. Ganz in schwarz, mit lässigem Kapuzenshirt und klotzigen Stiefeln, betrat Fady die Bühne. Besagtes Schuhwerk schied offenbar die Geister, aber egal ob man es nun in die Kategorie „supercool“ oder eher „gewöhnungsbedürftig“ schieben mochte – je nach persönlichem Geschmack – es hatte zum Ganzen gepasst. Als gelernter Modedesigner hat man eben Stil.

So war das Publikum schon „vorgewarnt“ und gleich zum Einstieg wartete Fady mit einem noch nie interpretierten Cover-Song einer der erfolgreichsten Rock-Ladys auf – „Private Dancer“ von Tina Turner – die später auch noch durch „Golden Eye“ im Programm vertreten war, da Fady nach eigenen Aussagen den brandneuen Bond-Song  noch nicht gehört hatte. Na dann aber mal los….es könnte ja sein,  dass dieser Titel mit seinen vielen hohen Tönen für einen Sänger mit einer 5-Oktaven-Stimme eine willkommene Challenge bieten würde.

Es folgte eine gelungene Mischung aus eigenen besonders gut tanzbaren Titeln und  bekannten  Partykrachern des Genres „Rockpop“.

Zur grossen Freude vieler Fans enthielt die Setliste  auch einige neue Cover-Songs. Zum ersten Mal interpretiert wurden „Keep me hanging on“ von Kim Wild, „Ghost“ von Ella Hendersen,  „Express yourself“ von Madonna  und „Love runs out“ von One Republic. Letzteres hatte sich wohl sehr hartnäckig in manchem Gehörgang festgekrallt und rockte noch tagelang weiter.

Eine kleine komödiantische Show-Einlage, vielleicht um einem Songtext etwas die Spitze zu nehmen, findet immer Gefallen. So klagte Fady mit hängendem Kopf und schleppenden Tönen seinem Kumpel Simon Pauli sein Leid, nur um danach entschlossen aufzustehen und stimmgewaltig klar zu machen: „I will survive“. Daran zweifelte bei dieser  Überzeugungskraft wohl niemand.

Etwas ganz Besonderes, mit dem er vor Jahren schon brilliert hatte, kündigte Fady mit der Erklärung an, dass der folgenden Song zwar nicht von Elvis Presley sei, aber von ihm handle: „Black velvet“.

„Black velvet and that little boy’s smile…“ Passt, allerdings nicht ausschliesslich zu Elvis!

Nach der geballten Ladung Gute-Laune-Rhythmen wirkte die einzige Ballade des Abends in der Zugabe umso intensiver. Mit „Mad world“ kann sich Fady Maalouf augenscheinlich aufgrund von Kindheitserlebnissen völlig identifizieren, was seiner Interpretation jeweils eine grosse Tiefe verleiht  und das Publikum besonders an diesem Abend mit angehaltenem Atem lauschen liess.

Zum endgültigen Ausklang des Konzerts liess Fadys Stimme eine Fata Morgana  von Wüste, Oasen und Karawanen erstehen. Die orientalischen Töne schmeichelten sich unwiderstehlich ins Ohr, schwangen sich in schwindelnde Höhen und beschworen die Friedensbotin „Neyla“, sich des Elends dieser Welt anzunehmen.

Standing ovations – was sonst! und anschliessend wurde als weiteres Extra für seine Gäste ein von Fady Maalouf eigens für diesen Anlass gemaltes Bild aus den Nummern der Eintrittskarten verlost.

„Thunder Birds“! In der Tat waren unsichtbare Donnervögel durch das Tempodrom gefegt, hatten die Leute von den Sitzen gerissen und die Bühne erzittern lassen. Auch eine klassische ausgebildete Stimme kann rocken, und das nicht zu knapp. 

Da die eigene Meinung nicht zwingend der Weisheit letzter Schluss sein muss, als Fan ist man wohl  immer etwas voreingenommen, werden gern auch Eindrücke neuer Konzertbesucher in einen Bericht einbezogen und da war zu hören, dass man restlos begeistert sei und jedes bisher versäumte Konzert bereue.

In diesem Sinne freuen wir uns erst recht auf das nächste Event „Étoiles“ im Dezember in Berlin und blicken erwartungsvoll auf das kommende Jahr, wo wir auf viele weitere Live-Konzerte hoffen:

„Black velvet, if you please“.

 

YAGALOO sagt DANKE an Carmen für den tollen Bericht 🙂

 


Kommentar verfassen

Nach oben scrollen