Es wäre zwar gelogen zu behaupten, dass ich vor meiner Zeit als Fandy noch nie Kunstwerke betrachtet hätte, aber ich muss doch vorausschicken, dass ich eher zur Gattung „Kunst-Banausen“ gehöre, die abstrakten Werken gelegentlich ratlos gegenüberstehen und null Ahnung haben, was der Künstler ausdrücken will.
Deshalb besuchte ich die erste Bilderausstellung von Fady Maalouf in der Villa Bernadotte in Berlin im letzten Oktober mit leichter Beklemmung, und nahm mir vor, mich möglichst spärlich zu äussern, um mich nicht mit unsachgemässen Kommentaren zu blamieren.
Dieser Vorsatz überlebte allerdings nur genau bis zur Tür! Kaum hatte ich den ersten Blick in den liebevoll gestalteten Ausstellungsraum geworfen, wurde ich schon von zwei Bildern magnetisch angezogen, hüpfte in grosser Aufregung von einem zum anderen und ich befürchte, dass ich dabei höchstwahrscheinlich auch alles andere als wortkarg war.
Denn „unsachgemäss“ oder nicht, war mir plötzlich völlig schnuppe, diese Bilder übten eine Art Sog aus, zogen mich regelrecht in sich rein und oh Wunder, ich wusste, oder besser fühlte, was den Künstler beim Malen bewegt haben mochte.
So war denn bei der zweiten Ausstellung vom 21.6.2014 die Vorfreude völlig ungetrübt, denn ich war mir sicher, dass mich wieder viele der 24 ausgestellten Werke restlos faszinieren würden.
Ungewiss war für mich nur, ob Fady bei der Malerei mit ebenso erstaunlicher Vielseitigkeit aufwarten würde wie beim Singen, oder ob wir vorwiegend Ähnliches sehen würden.
Aber ich hätte es wissen müssen: er malt genauso, wie er singt! Aus tiefster Seele, geladen mit Emotionen, entsteht eine reichhaltige Palette aus Formen und Farben von immenser Ausdruckskraft. Auch wenn er unzweifelhaft einen ganz eigenen Stil pflegt, der in jedem Bild zu erkennen ist, waren doch ein paar richtige Überraschungen dabei.
Oftmals wäre ein Titel gar nicht nötig, um das Thema eines Bildes zu erläutern.
Wahrscheinlich flüstern diese lebendigen Gemälde jedem interessierten Betrachter ihre Geschichte zu, die jeder mit seiner eigenen Fantasie miterleben darf.
So sah ich „Sharazad“ hinter den angedeuteten Gitterfenstern eines Harems ihre 1001- Nacht- Geschichten in den phantasievollsten Farben erzählen, fühlte mich bei „El Dorado“ wie Indiana Jones, der gerade den Schatz einer längst untergegangenen Kultur entdeckt hat, spürte die flimmernde Hitze im heissen Sand des Monument Valleys in „Arizona“ und bestaunte in „Cave art“ die Malereien der Höhlenbewohner.
Der schwül-heissen Luft im immergrünen Labyrinth von „Jungle“ stand die türkisblaue „Lagoon“ mit ihrem fröhlichen Delphin, aber auch den Geheimnissen der tieferen Gewässer, entgegen.
Die Reise durch diese Ausstellung führte vom quirligen „Berlin“ mit nachts grellgrün leuchtenden Lettern, über das geheimnisvolle „Africa“, in den erholsamen Garten „Eden“ bis hinauf zum „Mars“ und wieder zurück zu „Earth“.
„Eros“ und „Aphrodite“ wetteiferten um die intensivste Ausstrahlung, die meiner Meinung nach klar von „Aphrodite“ gewonnen wurde, schliesslich gilt violett als erotischste Farbe.
Am meisten Aufmerksamkeit erregten wohl diese beiden Kunstwerke: „Big Bang“, wahrlich ein Farbensturm, und von Fady mit folgenden Worten kommentiert:
„This is how it looks like to me,that moment when God woke up one morning and decided to paint the Universe.“,
und der alles beherrschende „Phönix“, der in schillernden, sich je nach Lichteinfall verändernden Farben, von der Leinwand abzuheben schien.
Wen wundert‘s, wenn bei beiden bisherigen Ausstellungen jeweils dasjenige Gemälde alle Besucher instinktiv am meisten angezogen hat, bei dem der Künstler sein „inneres selbst“ verewigt hat – Charisma auf der ganzen Linie!
War ich bisher der Meinung, die Farbe rot überhaupt nicht zu mögen, so hat mich das Bild „Mistery“ eines Besseren belehrt, denn rot ist eben nicht gleich rot. Fadys Technik, die Farben ineinander überfliessen zu lassen und zu kombinieren eröffnet ein ganz neues Farberlebnis, ebenso wie die Strukturierung den Werken eine dimensionale Tiefe verleiht.
Einmal mehr hat dieser begnadete Künstler eine Tür in eine neue faszinierende Welt aufgestossen und unser Leben damit bereichert, wie schon mit seiner einzigartigen Stimme.
Es war sicher für alle Besucher der Villa Bernadotte ein ganz wundervoller Tag in harmonischer Atmosphäre mit einem Künstler, der geduldig zu jeder Frage Rede und Antwort stand und es sich nicht nehmen liess, am Abend alle Bilder auch noch höchstpersönlich für die glücklichen neuen Besitzer reisefertig zu verpacken.
Was will man mehr….ausser unbedingt baldmöglichst eine weitere Ausstellung zu besuchen und irgendwann das Glück zu haben, eines der Gemälde in den eigenen Wänden bewundern zu können.
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