Unsere Fanschreiberin Mic Neumann mit ihrem ersten Theatertipp: „Das letzte Aufgebot“ vom und im Jungen Theater Bonn!
„Bleib übrig!“ Mit diesen Worten verabschiedet sich der Bürgermeister des kleinen Ortes vom 15-jährigen Jakob Peters, als dieser sich verabschiedet. Am nächsten Tag in der zweiten Hälfte des Jahres 1944 wird Jakob wie hunderttausende andere Jugendliche von der Wehrmacht zum Volkssturm einberufen. Heute wissen wir, dass es für viele den Tod bedeutete. Die Jungen, die zurückkehrten, waren in der Regel schwer traumatisiert.
Altes Thema, aber nicht unmodern
Das Thema des Theaterstücks ist keine leichte Kost. Es ist ein dunkles Kapitel einer allgemein sehr düsteren Zeit. Einer Zeit, die sich aus einer Situation entwickelte, die den ein oder anderen in gewissen Punkten an heutige politische Diskussionen erinnert. Umso wichtiger finde ich es zu sehen, dass hier der Anstoß zu dem Theaterstück von Jugendlichen kam, die jetzt etwa zwischen 15 und 18 sind.
Das Junge Theater Bonn (JTB, https://www.jt-bonn.de/home/) ist mir aufgefallen, weil sie die Jugendbuchserie „TKKG“ als Theaterstück auf die Bühne gebracht haben. Und nachdem ich dieses Stück gesehen habe, bin ich dort regelmäßig, um diese großartigen Jugendlichen spielen zu sehen. Und habe mir natürlich auch direkt eine Karte für das Stück „Das letzte Aufgebot gesichert, das am 01. Juni 2019 Premiere hatte.
Worum geht es?
Jakob Peters ist ein sportlicher Jugendlicher. Seine Arbeitskraft würde eigentlich dringend bei der Feldarbeit gebraucht. Doch für die Hitlerjugend muss er genau wie seine Freude Franz Gause und Walter Schmitz mehrmals pro Woche zu Wehrsportübungen antreten. Anders als seinen Freund Franz, der wie sein Vater ein überzeugter Nazi ist, interessiert ihn die Politik nicht besonders. Für ihn ist es wichtiger, sich mit Maria, der Nichte des Bürgermeisters zu treffen, in die er verliebt ist. Als im Spätherbst 1944 SS-Offiziere die Jugendlichen auffordert, sich dem Volkssturm anzuschließen, überredet der begeisterte Franz auch Jakob und Walter, sich anzuschließen. Mit anderen Jugendlichen werden sie auf die Nazi-Ideologie eingeschworen. Sie glauben an die Propaganda, dass der Sieg kurz bevorsteht. Doch Jakob vermisst Maria und macht ihr schließlich kurz bevor sie an die Front sollen, einen Heiratsantrag. Die Antwort ist allerdings eine andere als erwartet…
Auch wenn es sich um etwas handelt, was vor 55 Jahren passiert ist – in gewisser Weise ist es immer noch – oder schon wieder- in einigen Punkten aktuell. Geschrieben wurde es von Moritz Seibert, unterstützt von den jugendlichen CO-Autoren Oscar Kafsack (Jakob Peters), Karl Junker (Franz Gause) und Fabiola Mon de la Fuente (Maria). Herausgekommen ist dabei ein fantastisches Stück mit unglaublich intensiv spielenden jugendlichen Darstellern. Und sie spielen auf einem Niveau, dass man bei vielen erwachsenen ausgebildeten Schauspielern manchmal vergeblich sucht.
Standing Ovations
Ich habe es wenige Tage nach der Premiere gesehen, und hatte Gänsehaut und Tränen i den Augen. Die Emotionen auf der Bühne übertrugen sich auf das Publikum und es gab zu Recht Standing Ovations. Für Jugendliche ab 13 Jahren und auch für Erwachsene jeden Alters kann ich das Stück nur empfehlen. Es läuft im Herbst wieder an mehreren Terminen, die man auf der Homepage findet. Ich habe mir schon eine weitere Karte gesichert, um mir das Stück noch einmal anzusehen.
Das JTB ist aber auch sonst immer einen Besuch wert. Aktuelle Infos findet man auch immer auf der Facebook-Seite https://www.facebook.com/JungesTheaterBonn/. Schaut einmal dort vorbei und wenn ihr die Möglichkeit habt, geht unbedingt einmal hin, und seht euch eines der großartigen Stücke an.