Go Go Gazelle präsentieren ihr Album „Flaschenpost an morgen“


Flaschenpost an morgen, so heißt sie. Die „Neue“ von Go Go Gazelle. Nach zwei EPs verspürte das Augsburger Indie-Punkrock-Trio große Lust, an einem Longplayer zu arbeiten. Insgesamt zehn Songs haben es auf das am 14. August erschienenen Album geschafft und dieses geizt nicht mit gut ausgearbeiteten, griffigen Melodien. Ihren musikalischen Punkrock-Wurzeln mischt die Band auf Flaschenpost an morgen auch gezielt Folk-Einflüsse bei. Live aufgenommen in einem Berliner Studio. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesänge. Ungefiltert und direkt sollte die musikalische Energie der Drei, die sie auf ihren Konzerten versprühen, auch auf Platte zu hören sein. Eine Kapelle, die im Studio befreit aufspielt. Weit weg von so was wie „Alltag“.

Go Go Gazelle.  Eine Band, deren Mitglieder gut im Saft sind und mitten im Leben stehen. Die Phase, in der man für gewöhnlich die Lebens-Weichen gestellt hat. So die Zustandsbeschreibung auch bei den Dreien; hier soll kein übertriebener Underground-Punk-ACAB-Ethos aufgebauscht werden. Die Band beweist sich in ihren Texten entsprechend als aufmerksamer Beobachter und spart auch nicht mit Selbst-Reflektion und Ironie. Dabei geht sie gewohnt pointiert vor, was auch reichlich kritische Töne mit sich bringt. In der ersten Vorab-Single „Wir sind nicht die Talking Heads heißt es da vielsagend: “Du wolltest immer in die USA / und jetzt schau Dich mal an / Du planst deinen Coup aus dem Reihenhauskeller / einer Reihenhaussiedlung am Kleinstadtrand“.Das gibt die Richtung vor: vielleicht nicht alles erreicht im Leben, aber ey, trotzdem geht’s weiter. Das verarbeiten Go Go Gazelle in verblüffend vielseitiger Manier. Da dient bei „Schlossallee“ mal das gute alte Brettspiel „Monopoly“ als Vorlage („Wir gehen nicht mehr über Los / und ziehen keine müde Mark ein“), oder in „Fluchtfahrzeug“ der alt-bewährte Krimi-Plot („Letzte Münze, Jukebox, Hinterzimmer, Tapetentür / Noch ein Schritt und raus sind wir / wenn der ganze Mist dich und mich verfolgt / dann bin ich dein und du mein Fluchftfahrzeug“). Wer jetzt schon in Kategorien wie Konzeptalbum denkt, darf diesen Gedanken aber direkt mal begraben. Es wird beseelt-brüchig in Neben deinem („Wenn ich am Arsch bin, dann am Liebsten neben Deinem“) und auch gesellschaftskritisch.

So deutet es ja bereits der Titel Flaschenpost an Morgen an. Und da steht vor allem der – nicht willkürlich auf dem letzten Slot des Tracklistings gesetzte – Song „Finger Rücken Kreuz“: „Hallo Nachwelt, das hier ist für Euch / Das mit dem Feuer und dem Chaos waren wir“, heißt es da. Unterstützt werden Go Go Gazelle in ihrem Ansinnen von Sebastian Beyer, seines Zeichens Leadsänger der langjährigen Wegbegleiter von Massendefekt. Musikalisch hört man bei den Augsburgern zweifelsohne die Sozialisation mit Punk- und Indierock aller Couleur und dennoch bleibt immer auch etwas zu entdecken.  Und so wollen Go Go Gazelle mit Flaschenpost an morgen in erster Linie zwar unterhalten, aber auch etwas schaffen, das bleibt.

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