Nightwish (http://nightwish.com/de) in Oberhausen – diese Kombination leidet unter einem Stehplatz-Fluch. Wie immer habe ich dort bei der Kartenbestellung die Meldung bekommen, dass es keine Stehplätze mehr gibt. Kaum waren meine Sitzplatzkarten bei mir, wurden wieder Stehplätze freigeschaltet… So auch dieses Mal. Immerhin gibt es mit Sitzplatz keinen Einlassstress – dachte ich…
Wie auch bei der letzten Tour fand das Konzert der aktuellen „Decades“-Tour in der König-Pilsener-Arena statt. Und damit begann schon die erste Schwierigkeit, denn a wo normalerweise der Einlass war, war diesmal kein Einlass, dafür gab es zwei kleinere Einlässe. Allerdings benötigte ich mehrere Umrundungen der Arena um schließlich zu hören, dass eine Reihe für Stehplatzinhaber, der andere für Fans mit Sitzplatz war. Was keinen Sinn machte, denn beide Schlangen wurden dann wieder vor einem weiteren Einlass zusammengeführt. Mit Scannern wie am Flughafen und ebenso gründlicher Untersuchung kam man – wenn man Glück hatte – auch irgendwann in die Halle. Bei allem Verständnis für Sicherheitsvorkehrungen, einfach mal ein paar Hinweisschilder, wo wer sich anstellen darf oder muss, wären hilfreich gewesen.
Aber ich war ja wegen Nightwish da, und nicht um mich zu ärgern, und so ging es auf meinen Platz mit gutem Blick auf die Bühne. Nette Sitznachbarn hatte ich auch, und so verging die Zeit bis zum Beginn sehr schnell.
Support-Act war die Band „Beast in Black“
Support-Act war die Band „Beast in Black“ (http://www.beastinblack.com/) aus Finnland. Die Band startete sogar bereits eine Minute zu früh, um 18:59 Uhr, und sorgte zunächst mit Power-Metal für eine recht gute Stimmung. Der Sänger hat eine recht eigenwillige Art zu Singen, es schwankt zwischen einer rauen Metalstimme und einer Stimme, die fast ins Falsett geht. Der Musikstil erinnert mich an Hammerfall. Und anfangs gefielen mir Songs wie „Eternal fire“ und „Blood of a lion“ recht gut. Aber spätestens nach dem 3.Song habe ich mir dann etwas Abwechslung gewünscht, denn für mich klang dann jeder Song gleich. Als siebter Song kam dann mit einer Metalballade namens „Ghost in the rain“ etwas Abwechslung, die vor allem auch wirkte, weil die Halle abgedunkelt wurde und viele Konzertbesucher der Bitte des Sängers folgten, die Halle mit ihren Handys und Feuerzeugen zu beleuchten. Die gespielten Songs stammten vom Debut-Album der Band. Das zweite Album „From Hell with love“ kommt im Februar auf den Markt. Vor dem letzten der 10 Songs bedankte sich die Band nicht nur beim Publikum, sondern auch bei Nightwish für die Chance mit ihnen zu touren. Mit dem Song „End of the world“ endete der Live-Gig nach 45 Minuten.
Wer Lust hat auf soliden Power-Metal und die Band live sehen möchte, hat im Februar und März auf der Europa-Tour der Band die Gelegenheit, sie in gleich 9 deutschen Städten zu sehen.
Dann wurde hinter einem blickdichten Vorhang die Bühne für Nightwish umgebaut. Angekündigt waren Nightwish für 20:20 Uhr angekündigt. Doch um 20:15 Uhr fiel der Vorhang, und man konnte einen ersten Blick auf die Bühne werfen. Neben der Bühne befanden sich nun auch zwei Leinwände, dazu die Leinwand hinter der Bühne. Und jetzt gab es schon einmal den Aufruf, doch das Konzert möglichst ohne Handy zu genießen und nicht gleich alles auf Youtube zu posten. Und wir wurden auf eine musikalische Zeitreise eingeladen. Um 20:19 Uhr startete auf den seitlichen Leinwänden ein einminütiger Countdown, und tatsächlich begann das Konzert pünktlich um 20:20 Uhr damit, dass Troy Donockley zunächst allein auf die Bühne kam und „Swanheart“ als instrumentales Intro spielte.
Bei „Dark Chest of wonder“ war dann die komplette Band auf der Bühne und startete mit diesem Power-Song und einem ersten Vorgeschmack auf das Können der Pyrotechniker – die Hitze war bis in den Oberrang zu spüren. Während auf den seitlichen Leinwänden abwechselnd die Bandmitglieder live gezeigt wurden, waren auf der Leinwand hinter der Bühne immer thematisch passende Bilder und Animationen zu sehen und sorgten damit im Laufe des Konzerts auch immer wieder für eine besondere Stimmung.
Weiter ging es mit „I wish I had an angel“, „10th man down“ und „Come cover me“, und so zeigte sich, dass es hier bei dem Konzert wirklich eine Zeitreise durch die Nightwish-Vergangenheit wurde.
Nun ist Floor Jansen ja bereits die dritte Sängerin in der Geschichte Nightwishs. Ich habe NIghtwish mit Tarja Turunan geliebt. Ich möchte NIghtwish mit Anette Olzon. Aber Floor schafft es tatsächlich, den speziellen Charakter der einzelnen Songs beizubehalten und trotzdem jedem einzelnen Song, egal ob er ursprünglich aus der Tarja-Ära oder aus der Anette-Ära stammte, ihren persönlichen Stempel aufzudrücken. Und vor allem die Songs mit einer Wahnsinns-Power auf die Bühne zu bringen, die auch den letzten Besucher auf den hintersten Rängen zum Mitklatschen und -singen bringt.
Vor dem nächsten Song „Gethsemane“ erzählte Floor auch, dass die Show ausverkauft war und kündite einen „Roadtrip to Memory Lane“ an – und mit „Gethsemane“, einem Song des zweiten Albums schaffte sie es an diesem Abend zum ersten Mal, mir eine Gänsehaut am ganzen Körper zu verschaffen. Und es nicht einmal einer meiner Lieblingssongs! Eher im Gegenteil.
Bei „Elan“, einem Song aus der „Floor“-Ära, kam für mich auch noch einmal ein kleiner Gänehautmoment, als das Publikum, dass von der ersten Sekunde an für eine fantastische Stimmung sorgte, beim Refrain mitgesungen hat. Und es ging dann wieder zurück in die Vergangenheit mit „Sacrament of Wilderness“.
Dann verließen alle außer Floor, Tuomas Holopainen und Marco Hietala die Bühne, die Lichter wurden gedämmt, Nebel stieg auf und die ersten Töne von „Dead Boys Poem“ erklangen. Ja, ich bin aus der Kategorie „heult bei jedem Kinofilm“ – und auch hier kämpfte ich, während zum Refrain Troy und Kai Hahto und nach dem Refrain auch Emppu Vuorinen auf die Bühne kam, gegen die Tränen, um den Kampf zu verlieren, als zur Stimme des Jungen die Bühne abgedunkelt wurde, und es von meinem Platz und schräg oben gesehen aussah, als ob der Nebel wie ein wanderfall von der Bühne ins Publikum floss. Definitiv mein absolutes Highlight des Konzerts – was auch ein wenig daran liegen kann, dass Emppu dort auch noch ein Gitarrensolo hat.
Jetzt kam ein erneutes Instrumental-Stück, dass auf der Setlist den Namen „Elvenjig“ trägt und wohl eine traditionelle Weise ist. Passenderweise ging es in den Song „Elvenpath“ über. Und das hier von Floor gesprochene Intro war für mich auch wieder ein Gänsehautmoment.
„I want my tears back“ bot für Floor die Chance, einfach wild zu den Klängen auf der Bühne zu tanzen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemanden NICHT mitgerissen hat. Und es war für mich auch definitiv ein Highlight in diesem Konzert.
Mit „Last Ride of the day“ kam weder ein Song, den ich von Floor gesungen bereits seit er letzten Tour viel lieber mag, als die von mir auch sehr gemochten Originalversion.
Vor dem nächsten Song ergriff Troy das Wort und kündigte „The Carpenter“ an – wieder ein Song aus den Anfangstagen – oder genauer: der Song, mit dem es begann. Tuomas brach auch für diese Tour nicht sein Versprechen, dass er nicht mehr singen werde, und so übernahm hier Troy den ursprünglich von ihm gesungenen Part.
Weiter ging es mit „The Kinslayer“, einem meiner Lieblingssongs, den ich auch von Floor und Marco gesungen genauso gerne höre, wie das Original.
Dann ergriff Marco das Wort, und kündigte an, es werde jetzt etwas nettes, romantisches und süßes für uns geben, eine traurige Liebesgeschichte, denn einer der Liebenden sei der Teufel – es folgte „The Devil and the deep dark Ocean“. Hätte man mich vor dem Konzert gefragt, welchen Song von Nighwish ich nicht mag, ich hätte vermutlich diesen Song genannt. Im Konzert hatte ich Gänsehaut und als Live-Version liebe ich ihn! Ich hoffe nur, es wird von dieser Tour eine CD oder DVD geben, damit ich ihn immer wieder hören kann.
Mit „Nemo“ folgte der vermutlich kommerziell bekannteste Song, und gerade in diesem Song kommt Floors fantastische Stimme richtig zur Geltung. „Slaying the dreamer“ folgte als nächster Song und katapultierte und wieder in der Zeit zurück.
Dann wurde die Bühne dunkel, im Hintergrund auf der Leinwand die Milchstraße, und ein Spotlight fiel auf Tuomas, der erst allein, dann in Begleitung von Troy, das Intro zu „The greatest Show on earth“ spielte. Von diesem Song des letzten Studioalbums wurden die ersten Parts, später mit kompletter Band, gespielt, und die Band verabschiedete sich.
Doch natürlich gab es noch eine Zugabe, meinen absoluten Lieblingssong „Ghost Love Score“, den ich sowohl in der Originalversion mit Tarja als auch in der Version von Floor, die besonders am Ende eine ganz eigene Version singt, einfach nur liebe, und der auch zu meinen Highlights des Konzerts gehört.
Danach verabschiedete sich die Band und nachdem sie bereits die Bühne verlassen hatte, erklängen noch die letzten Töne der restlichen Teile von „The greatest show on earth“.
Die Fans baten noch einmal um Zugaben, doch leider endete hier das Konzert nach gut 2 Stunden – gefühlt aber viel zu früh. Es war auf jeden Fall ein unglaublich tolles Konzert, jeder einzelne Song war toll, und es gab eigentlich nur eine Kette von Höhepunkten. Und ich kann es jetzt schon nicht erwarten, Nightwish bald wiederzusehen.
Wenn jemand auf das Konzert Lust bekommen hat – die Europa-Tour geh noch bis zum 15. Dezember 2018 und es gibt auch noch einige Termine in Deutschland. Ich kann jedenfalls nur jedem empfehlen, dort hinzugehen.