Nachdem ich von der aktuellen „Was zählt“-Tour zwei Konzerte mit der großen Band gesehen habe, wartete nun das (für mich) erste Konzert mit dem Stefan Jürgens Trio. Dazu ging es in die Kulturfabrik Krefeld, in der es dieses Jahr die Reihe „TV-Kommissare in der Kufa“ gibt. Wie der Name der Location bereits vermuten lässt, handelt es sich um ein altes Fabrikgebäude, in dem nun Veranstaltungen stattfinden.
Volles Haus
Bereits beim Einlass eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn warteten einige Leute am Eingang. Und am Ende war die kleine, aber sehr schöne Location gut gefüllt. Auch wenn auf den Tickets etwas von „Stehplatz“ steht, war das Konzert wie immer bestuhlt. Ganz pünktlich um 20 Uhr begann das Konzert. Wie gewohnt bestand das Trio neben Stefan Jürgens aus Ralf Kiwit und Andy Cutic. Und der Beinahezusammenstoß von Stefan Jürgens mit der Gitarre von Ralf Kiwitt sorgte, auch durch die Reaktion des Sängers, für ein vergnügtes Raunen.
Und dann begann das Konzert mit „Irgendwo – nicht hier“, gefolgt von einer ruhigere, balladigeren Variation der neuen „Leben Bizarr“-Version. Hier endete es nicht so kraftvoll und energiegeladen wie bei anderen Konzerten, aber das Publikum war trotzdem schon in guter Stimmung. Dann folgte mit „Was zählt“ der Titelsong des Albums und der Tour.
Viel Applaus vom Publikum
Der erste gesprochene Part schloss sich an. Und das Publikum zeigte hier deutlich, dass Stefan Jürgens mit vielen Äußerungen den Nerv des Publikums traf. Sein geäußerter Wunsch nach einer offenen Gesellschaft, die Seitenhiebe auf Politiker der AfD, dass wir nur noch Ware sind – alles wurde mit Applaus belohnt. Und er ging auch auf das an diesem Tag von der EU genehmigten neuen Urhebergesetz ein, dass er befürwortet. Er bat eindringlich darum, sich doch erstmal selbst ein Bild darüber zu bilden, und nicht einfach in die Panikmache einzustimmen, die im Netz geschürt wird. Er schloss damit, dass man nicht vergessen soll, dass sich das Leben zwischen den Posts abspielt. Und dass was wirklich zählt doch meist sowieso nicht gepostet wird.
Weiter ging es mit den Liedern „Vater“, „Nicht eine Sekunde“ und „Wer bist du“. Der letzte Song kam hier nicht so mystisch rüber wie mit Band und auf CD. Durch die besonders im Refrain wunderbar tiefe Stimmlage war es aber eine absolute Gänsehautversion des Songs.
Interaktion mit dem Publikum
Im nächsten gesprochenen Teil ging es um den Umgang miteinander. Hier wurden auch durchaus einzelne Leute aus dem Publikum direkt angesprochen. Und die Aussage, dass die Worte „Bitte“ und „Danke“ nichts kosten und häufiger genutzt werden sollten, erntete wieder Applaus. Und leiteten zum Song „Jeder gegen Jeden“ über.
Es folgte „Ich will nicht viel von dir“. Von diesem Song gibt es zwei Versionen auf CD. Auf die Bühne wurde eine sehr gelungene Mischung aus beiden Versionen gebracht. Hier hat mir besonders der Einsatz von einem akustischen Nachhall gefallen. Dem Ton selbst offenbar auch, denn ein Ton hing nach dem Ende des Songs noch eine Weile im Raum.
Tote im Publikum
Den nächsten gesprochenen Part leitete Stefan Jürgens mit seinem Alter ein. „Ich bin jetzt 56, oder wie es bei parship heißt ‚Ende 30‘“. Damit erntete er die ersten Lacher. Er beschrieb seine Beziehung zu seiner Freundin, und die Nach- und Vorteile. Er erwähnte, dass er schnarche, worauf Ralf Kiwitt ihn unterbrach: „Das ist kein Vorteil.“ Ein Geplänkel über Schnarchen einzelner Bandmitglieder im Tourbus schloss sich an. Dann wendete sich der Sänger wieder ans Publikum. „Ein paar von euch sind ja auch in meinem Alter.“ Ein Zwischenruf aus dem Publikum ließ ihn stutzen „Das muss ich nochmal hören.“ „Wir sind alle tot!“ kam es dann erneut und lauter aus dem Publikum. Auf der Bühne wurde kurz diskutiert ob es sich beim Publikum um Hologramme oder Untote handelt, dann startete Stefan Jürgens einen neuen Versuch. „Also angenommen, ihr wärt noch am Leben…“
Wie bei den ersten Konzerten kündigte er eine Sprechstunde zum Thema Partnerschaft nach dem Konzert an. Dort werde er Fragen beantworten. „Wie wär’s mit Musik?“ kam der nächste Zwischenruf aus dem Publikum. Und mit „keine ahnung wies geht“ ging es dann auch musikalisch weiter, bevor es in die Pause ging.
Zweiter Teil
„Seid ihr alle da?“ Mit diesen Worten, gefolgt von einem lauten „Ja!“ aus dem Publikum ging es weiter. Zuerst mit „Überm Meer“, bei dem gerade der Instrumentalteil für eine sehr verträumte Stimmung sorgte. Zu „mein alter tisch“ gab es eine kurze Beschreibung des Songs und dann folgte „Engel“ – der Konzertklassiker schlechthin mit einem tollen neuen Saxophon-Solo. Und auch toll wie immer.
Der nächste Sprechpart war eine Art Appell, den „Schreihälsen und Panikmachern“ nicht das Ruder zu überlassen. Auch hier wurde sein Seitenhieb auf die AfD wieder begeistert aufgenommen.
Endspurt
Mit „Geld“ ging es weiter. Und der „Dialog mit einem alten Freund“ wurde wieder mit einer kurzen Erklärung eingeleitet. Im Intro zu „unvollendet“ dankte Stefan Jürgens seinen Bandkollegen, dem Team der Kufa und anderen Mitwirkenden, und auch dem Publikum. Dann sagte er während eines Instrumentalparts plötzlich „So, jetzt wird zurückgeschossen“, zückte sein Handy und machte Fotos vom Publikum und von der Band. Und machte dann mit dem Handy einen Rundgang durch das Publikum. Und wieder auf der Bühne verabschiedete sich die Band dann.
Zugabe
Doch das Publikum forderte rhythmisch klatschend eine Zugabe. Und die bekam es. Zunächst mit „Deine Feuer“ bei dem Andy Cutic ein exzessives Gitarrensolo hinlegte, so dass Stefan Jürgens sich irgendwann mit verschränkten Armen zurücklehnte und Ralf Kiwit meinte „ich geh dann schon mal“. Gerade hier merkte man, dass ein sehr gutes Verhältnis zwischen den Musikern herrscht und sie Spaß an ihrem Zusammenspiel haben. Und den hatte das Publikum auch. „Fliegen können“ folgte, und dann kam als Abschluss des Konzerts noch „Mein Lied“.
Wie immer stand er dann noch für Fotos und Autogramme zur Verfügung, und nahm sich Zeit, bis wirklich jeder seine Wüsche erfüllt bekommen hatte. Es war wieder ein wirklich toller Abend, und ich freue mich, dass ich noch ein Konzert vor mir habe – und auf den zweiten Teil der Tour im Herbst. Termine gibt es auf https://www.stefanjuergens.com/ und auf Facebook unter https://www.facebook.com/allesimmermoeglich.
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