Die evangelische Stadtkirche Unna wurde vor einem Jahr durch einen Sturm stark beschädigt. Um die hohen Kosten aufzubringen, wurde neu die Reihe der „Turmretterkunst“-Veranstaltung gestartet, bei der mit kulturellen Veranstaltungen Geld für die Restaurierung gesammelt wird. Den Auftakt machte ein Konzert des gebürtigen Unnaeraner Stefan Jürgens. Pfarrerin Renate Weißenseel, die mit ihm gemeinsam zur Schule ging, stellt den Kontakt her, und Stefan Jürgens hat ohne zu zögern zugesagt.
Am 27. Januar 2019 um 19 Uhr sollte das Benefizkonzert starten. Einlass war um 18 Uhr und bereits nach einer Viertelstunde, war die wunderschöne Kirche fast zur Hälfte gefüllt. Kurz vor 19 Uhr war en alle Plätze belegt. Ein „Wow!“ aus dem Hintergrund kündigte Stefan Jürgens an, der durch das Publikum zu dem im Altarraum stehenden Klavier ging. Und sich begeistert über die zahlreichen Besucher zeigte. Renate Weißenseel sprach ein paar einleitenden Worte über den Anlass des Konzerts, und kündigte dann das Konzert von Stefan Jürgens, inklusive einer kleinen Pause an.
Die Konzertankündigung „Solo für die Stadtkirche“ war wörtlich zu nehmen. Stefan Jürgens wurde diesmal nicht von anderen Musikern begleitet, sondern war als Solokünstler dort. Bevor er begann, bat er um Nachsicht wegen der Akustik, und bat darum, ihn in der Pause anzusprechen, falls es Probleme damit gäbe.
Das Konzert begann dann mit dem Song „Noch immer ich“. Durch das Soloklavier wirkte der Song ruhiger als auf CD oder mit mehreren Instrumenten. Es war eine schöne Einstimmung auf das kommenden.
Dann erzählte Stefan Jürgens eine Anekdote aus seiner Messdienerzeit. Ja, genau. Es ist nicht die Kirche seiner ursprünglichen Heimatgemeide, für die er sich jetzt stark macht. In der Stadtkirche sei er erst drei Mal gewesen. Mit 16 aus Neugier, im Sommer, als das Konzert verabredet wurde, und am heutigen Konzerttag. Er wäre generell nicht so der Kirchengänger. Doch die Stadtkirche sei immer präsent gewesen. Sie habe auch zu Hause eine Art Küchen- und Gartenuhr gewesen. Er ging dann zu dem zu sammelnden Betrag über, der aufgebracht werden muss. 2,5 Millionen nannte er. Die Dresdner Frauenkirche habe 20 Jahre gebraucht, er sei sicher, dass man das in Unna an diesem Abend schaffe.
Er leitete dann zum nächsten Song über. Da er heute ja allein spielen müsse, habe er überlegt etwas zu singen, was er noch in Unna, so mit 16, 17 Jahren geschrieben habe. Beim Durchlesen der Texte habe er aber gemerkt, dass sich diese Texte nicht so wirklich eignen würden. Er hat dann ein Lied aus dem Jahr 1986 gewählt. Damals war er bereits Vater, und seine Tochter sei ein echtes Unna-Kind gewesen. Für sie habe er damals das Lied „Lissa“ geschrieben.
Auch beim nächsten Song wurde er von einem seiner Kinder inspiriert. Diesmal von seiner jüngsten Tochter. Er habe es für sie zur Beruhigung geschrieben. Und es folgte „Kriegst nie genug“.
Kinder seien etwas wunderbares, Kinder seien positiv, sagte er dann. Es gäbe aber auch Menschen, die das positive nicht so hinbekämen. Es gäbe Menschen, für die das Glas halb voll sei. Für andere wäre es halb leer. Und dann gäbe es noch die Leute, für die sei das Glas immer von anderen ausgetrunken. Er nenne diese Menschen – wie den gleichnamigen Song- „Regenmacher“. Und man müsse sich gegen sie wehren mit positivem Denken und klarer Haltung.
Übergangslos ging es weiter mit „So nah“ und „Nur ein Mensch. Und als letzten Song vor der Pause kam der Titelsong des aktuellen Albums „Was zählt“. Der Song sei noch so neu da müsse er noch nachdenken, wie es anfängt, begründete er das etwas längere Intro.
Zur Pause wurde von der Pfarrerin noch den Sponsoren gedankt, die für Getränke und Speisen gesorgt haben. In der Pause lief Stefan Jürgens zwischen den Besuchern umher. Er stellte sich wie jeder andere an, und stand auch für Fotos zur Verfügung. Einfach ein Star zum Anfassen. Und für viele auch wohl ein alter Bekannter, mit dem man sich einfach kurz unterhielt.
Um das Ende der Pause anzukündigen begann Stefan Jürgen ein bisschen auf dem Klavier zu spielen. Renate Weißenseel dankte noch allen anderen, die mitgeholfen haben. Einen Hinweis auf die Spendendose gab es auch noch. Und dann begann der zweite Teil des Abends mit „Unsere Zeit“.
Den nächsten Song habe er ursprünglich für die Hochzeit eines Freundes geschrieben. Immerhin habe er auch zu später Feierstunde den Song wohl noch so gut hinbekommen, dass ein anwesender Musikproduzent ihm gesagt habe, er solle doch mal ein Album machen. Mit „Überm Meer“ habe also seine Discografie begonnen.
Wenn die Liebe gehe, dann sei es wichtig, wie sie gehe. Auf diese Einleitung folge der Song „Vertrautes Stück“. Darauf folgte direkt „Ich wünsche dir“.
Es folgte eine längere Gesangspause. Denn Stefan Jürgens hatte sich an seinen ersten Solo-Auftritt mit dem Klavier erinnert. Es war 1972. „Wie alt war ich da, Mutter? 11?“ Aus dem Publikum kam ein mehrstimmiges „Neun!“ als Antwort. Und dann las er seine Erinnerungen vor.
Er erzählte dann von dem Ort, an dem er auch eine Heimat gefunden habe. Und sang dann „Zu Haus.“. Brach aber kurz darauf ab „Jetzt fange ich noch mal an, ich hab den Text vergessen.“ Und begann erneut, und stockte dann wieder. „Kennen Sie das? Wenn einem der Text partout nicht einfällt?“ Doch kurz darauf wusste er ihn wieder und sang an der abgebrochenen Stelle weiter.
„Heimat ist, wo man aufwächst. Was einen nicht loslässt.“ Damit leitete er zu seiner aktuellen Single „Vater“ über. Es folgte der Song „Geld“ – „Das ist jetzt eine Überleitung zu dir, Renate“.
Und Renate Weißenseel dankte nicht nur Stefan Jürgens für das tolle Konzert. Sie bat noch einmal darum, zu spenden. In dem Song „Was zählt“ singe Stefan davon, was zählt. Das sei eben nicht Geld. Aber manchmal zähle eben doch Geld. Am 7. März sei Stefan in der Lindenbrauerei, de Karten kosten um die 30 Euro. Man soll mal darüber nachdenken, meinte sie augenzwinkernd, bevor sie sich verabschiedete.
Man kann nur hoffen, dass die Besucher reichlich gespendet haben. Die gewünschte Rekordsumme an einem Abend wurde wohl nicht erreicht. Aber wenn jemand die Kirche ebenfalls unterstützen möchte, kann er sich hier erkundigen, wie er „Turmretter“ werden kann. https://unna-evangelisch.ekvw.de/.
Das Konzert war jedenfalls wunderschön. Und nach einigen aufgeschnappten Bemerkungen zu urteilen, hat Stefan Jürgens einige Fans dazugewonnen. Ihn kann man ab dem 7.März 2019 auf Tour erleben. Infos dazu gibt es auf https://www.stefanjuergens.com/ oder hier: https://www.facebook.com/allesimmermoeglich. Auf der Homepage ist auch das Video zu „Vater“ zu sehen. Reinschauen lohnt sich.
Hier ist ein Artikel zum neuen Album von Stefan Jürgens „Was zählt“
YAGALOO sagt Lieben Dank an MiC 🙂