„Der deutsche Humor besitzt eine Spezialität, die es etwa in den Zentren des Stand-Up-Comedy wie London und New York nicht gibt: Während man dort stets an neuen Nummern und Stand- Ups arbeitet, damit konsequent aktuell bleibt und den kreativen Prozess kontinuierlich am Laufen hält, schreibt man hierzulande ein Programm (oder lässt es sich schreiben) und geht dann damit unverändert drei bis vier Jahre auf Tournee. Eine Methode, die Oliver Polak nicht liegt: „Schon deshalb kommen meine Vorbilder nicht aus Deutschland“, sagt er; stattdessen ist er derjenige, der nicht nur Taktik und Technik, sondern auch Tonart und diesen unterschwelligen Tremor des Hochpersönlichen, den man im klassischen Stand-Up findet, nach Deutschland exportiert hat.
Von der jüdisch geprägten Kinderstube über die Betrachtung der Welt in all ihrer Verworfenheit bis zur Verarbeitung schwerer Depressionen: Polak holt auf die Bühne, was er durchlebt hat, und hat keine Hemmungen, sich selbst zum Narr zu machen für eine gute Pointe. Polak geht dabei mit Lust und Vorsatz ans Eingemachte, weil er überzeugt ist, dass sich die Tragik des Lebens oft nur mit Komik ertragen lässt. Was sich ja auch in vielen anderen Zusammenhängen beweist, etwa in seiner ebenfalls gemeinsam mit Micky Beisenherz produzierten Reihe „Das Lachen der anderen“, in der sie sich Stand-Ups zu Randgruppen wie MS- Kranken, Menschen mit Down-Syndrom oder HIV-Infizierte ausdenken und Polak diese sodann einem Publikum vorträgt, das ausschließlich aus der entsprechenden Randgruppe besteht.
Oliver Polak ist Grimme Preis ausgezeichnet!
Für diese durchaus eigenwillige Betrachtung besonderer Gruppen wurden die beiden 2017 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Und auch Polaks andere Late-Night-TV-Show „Applaus und raus“ erhielt mit dem Grimme-Preis im vergangenen Jahr eine besondere Ehrung. Dass er darüber mit „Ich darf das, ich bin Jude“ und „Der jüdische Patient“ zwei literarische Bestseller verfasste, dass er mit seinen Shows „Jud Süß-Sauer“, „Krankes Schwein“ und „Über Alles“ in drei Ländern vor ausverkauften Häusern spielte – all dies sind Belege dafür, wie überfällig ein neuer, bissiger, gern auch mal konfrontativer Humor in Deutschland war. „Deutschland an sich hat ja einen totalen Dachschaden“, sagt er. „Es muss mal eine Erneuerung her“ – und dafür tritt Oliver Polak auf den Plan.
Polaks eigener Anspruch ist ein beständiges Hinterfragen überholter Denkmuster, der bürgerlichen Benimmregeln und ungeschriebenen Society-Gesetze. Von denen kann er sich als Privatperson nur vehement mit artistisch-asozial artikulierten Tabubrüchen abgrenzen. „Nicht umsonst gibt es im Amerikanischen den Begriff .‚Comic Relief‘, also Erlösung. Und darum geht es mir: Ich möchte, dass sich die Menschen vor der Bühne einmal verstanden fühlen in all ihren Gegensätzen und Indifferenzen.“ Dies betreffend, hat Polak tatsächlich eine neue Ebene in den deutschen Humor gebracht. Er hilft dabei, gerade über die eigenen Unzulänglichkeiten und Peinlichkeiten zu lachen, die man sonst tunlichst von sich fern hält. Weil es sonst weh tut.“
Do, 07.03.2019 / 21:00 / HEIMATHAFEN NEUKÖLLN
VvK 22€ | AK tba
Karrera Klub – Spoken Word
„Der Endgegner“ Flux FM präsentiert
live OLIVER POLAK / D support: ATZE SCHRÖDER & GODFREY
QUELLE: Karrera Klub | Foto: Promo
www.karreraklub.de
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