Vor exakt drei Tagen war ich im Laden eines großen, deutschen Brillenanbieters in Berlin-Wilmersdorf. Ich habe dort digital meine Augen checken lassen, weil ich eine neue Gleitsichtbrille brauche. Die hatten gerade, weil sie ein Großteil ihres Geschäfts im Online-Business abwickeln, ein günstiges Angebot. Sagen wir mal, eine Brille rund 130 Euro und eine zweite gibt es GRATIS dazu. Hört sich ja ganz gut an. Klar, wenn man dann vor Ort ist, kann man natürlich noch bessere Gläser, bessere Veredelung und noch nen UV-/Blaufilter drauf packen lassen. Dann kommt man selbstredend, je nach gewählter Fassung, doch wieder auf einige hundert Euro. Soweit, so gut. Brille(n) in Auftrag gegeben und zufrieden nach Hause gegangen.
Gestern dann scrolle ich nachmittags durch meinen Feed auf Facebook. Plötzlich eine Werbeanzeige eben dieses Anbieters! Jetzt noch einmal auf den eh reduzierten Preis 50 Euro sparen! Jetzt Termin buchen! Der Button lockte – doch ich dachte mir, rufste die erst einmal an, um zu sprechen. Macht ja eigentlich mehr Sinn, im Computer einen bereits bestehenden Auftrag mit dem neuen Rabatt zu modifizieren. Nun gut, aber die Firma zu erreichen, telefonisch, ist nicht easy. Drei Nummern probiert, alle waren „nur“ die Termin-Hotlines. Beim letzten habe ich konkret nach der Nummer des Optikers in Wilmersdorf gefragt und auch bekommen. Dort dann sogar beim zweiten Versuch jemand an der Strippe gehabt. Der nette Herr sagte mir, dass mein Wunsch so nicht erfüllt werden könne. Ich, mit dem Verweis auf Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit eines solches Geschäftsgebahrens, versuchte etwas Druck aufzubauen – da meinte er, nun ja, er könne das nicht entscheiden, er würde jetzt ein Ticket anlegen. Trau, schau, wem!
Um nichts zu riskieren, habe ich dann dennoch die der Werbung hinterlegte Seite angeklickt, um dann wirklich nochmals einen neuen Termin zu machen. Immerhin gibt es bei der ersten Bestellung ja eine 100% Zufriedenheits- und Geld-Zurück-Garantie! Nach Eingabe meiner Daten bekam ich zum Abschluss noch einen Button angezeigt: „Jetzt weitere Informationen zum Angebot erfragen. Tel…..“ – ich also da auch nochmals angerufen, mit der Bitte, doch einfach meinen alten Auftrag entsprechend zu modifizieren. Sie so: „Nein, das geht nicht. Das neue Angebot hat einen neuen Rabattcode. Das könne man so einfach nicht im Computer eintragen!“ Ich schon leicht in Rage, wirklich aber auch nur „leicht“, fragte sie, was das denn für einen Sinn mache. Könne sie mir nicht sagen. Notfalls werden halt die Brillen der ersten Bestellung vernichtet. Nachhaltigkeit? My Ass!
Nun habe ich heute Nachmittag meinen zweiten Termin, bin gespannt, ob sie wenigstens auf meine Daten von vor drei Tagen zurückgreifen können und ich mir und denen zumindest den knapp 15-minütigen Augentest ersparen kann.
Lustig nebenbei ist übrigens, dass bei den „Termin-Hotlines“ bei der Frage nach „Haben Sie einen richtigen Kundenservice?“ entweder die Leitung zusammenbrach. Oder einfach aufgelegt wurde. Man darf gespannt sein.
Update einige Stunden später!!
Nachdem mich der Optiker heute morgen anrief und meinte, dass die Firma bereit wäre, mir 20 Euro Rabatt zu gewähren, sagte ich, dass ich dann doch lieber erneut rumkomme, um den vollen, angebotenen Rabatt zu erhalten. Nun rief er gerade an, dass meinem Wunsch doch entsprochen werden kann und schickte eine Bestätigungsmail über den neuen Preis.
Und, um Missverständnissen zuvor zu kommen: Ich finde mein Vorgehen durchaus legitim. Wenn ich beispielsweise bei einem großen Elektronikmarkt einen Kühlschrank kaufe, der in x Wochen geliefert wird, dieser Kühlschrank dann aber durch Zufall eine Woche später im Angebot ist, reicht in der Regel ein Anruf beim Kundendienst, um den „neuen“ Preis entsprechend anzupassen. Da gibt es in der Regel überhaupt keine Diskussionen. Man muss sich halt nur die Mühe machen und den Wunsch äußern.