Ein leichter Suff in Ehren, aber unzählige Nächte wirken im erbarmungslosen Licht des Morgens plötzlich ziemlich bedenklich. Rücksichtsloser Übermut. Betrunken hinter dem Steuer. Natürlich nur im übertragenen Sinn. Oder auch nicht und man fährt ein Eichhörnchen tot.
Tags darauf singt MESSINA-Frontmann Raphael Weidmann im Capri Song: «Lasst mich doch einfach nur schlafen». Er schafft es aber nicht raus aus dem Loop des bedeutungslosen Unterwegsseins. Geschrieben wurden die Zeilen lange bevor uns die Pandemie unser kollektives «Eat, Sleep, Rave, Repeat»-Shirt vom Leib riss. Während ein Großteil der Welt unter dem aufgezwungen Timeout ächzt, sind MESSINA manchmal gar nicht so unglücklich
darüber. Endlich Zeit für Konsumkater.
Die Bandmitglieder tanzten auf zu vielen Hochzeiten: Sehen und gesehen werden. Trinken und getrunken werden. Am nächsten Tag will man einfach nur seine Ruhe, aber der Beat pumpt schon wieder. So wünschen sich MESSINA im Refrain, jemand würde ihnen die Beine brechen, einfach damit sie zur längst überfälligen Auszeit gezwungen sind. Die Selbstreflexion hält aber selten länger als bis zum Apéro am frühen Nachmittag, wo sie ganz schnell mit Prosecco weggespült wird. «Ich mag gar nicht trinken. Also trink ich, bis es mir leichter fällt», singt Weidmann.
Die vergangenen Monate haben uns in vielen Bereichen das richtige Verhalten aufgezwungen. «Uns wurden, im Sinn des Songs, die Beine gebrochen», finden Messina. Und trotzdem sind sie bald zurück in alten Mustern.
Ein Schritt in eine bessere Welt, aber bitte nur temporär. Anderthalb Stunden aufrüttelnde Netflix-Doku, zwei Tage darüber nachdenken. Aber wirklich etwas ändern? Lieber einfach schlafen.