“Coral reefs covered in plastic/ German woods dissolve in brown coal/ Megacities make you lonely/ Should one person make you whole?” In ihrer neuesten Single „All Or Nothing“ verknüpft die Zürcher Musikerin GINA ÉTÉ, was für viele nicht zusammengeht: kunstvolle Popmusik und starke Statements. Der Beat lässt einem von langen Road Trips träumen, doch noch während man den Refrain mitsingt, öffnen dissonant schwebende Streicher Türen in ein parallel-Universum. Plötzlich spricht einem eine Stimme so direkt an, dass man sich nach der Sprecherin umsieht: “Drawing borders step by step / Your own four walls you call your home / Your rightful heir sells the real estate / and leaves your name on the tombstone.“ Der Clip der jungen Basler Regisseurin Michèle Flury könnte nicht treffender verfilmt sein: Die zwei Kinder Juna und Ira fahren mit ihren Trottinetts durch die leergefegten Gänge des Naturhistorische Museum Basel. Fasziniert bewundern sie Tiere, welche sie nicht mehr kennen, drücken ihre Nasen an den Vitrinen platt, spielen Fangen unter einem Mammut. Die erwachsenen Besucher*innen stehen teilnahmslos vor ausgestorbenen Spezies herum und merken dabei nicht einmal, dass sie selber bereits verletzt sind. Inmitten dieses bizarren Geschehens sitzt Gina als eine adrett gekleidete Wachsfigur in ihrem Homeoffice und singt: „All or nothing, all or nothing“. Das Naturhistorische Museum Basel öffnete seine Tore für die Film-Crew, weil es die grundliegende Frage unterstützt, der dieser Song an uns alle stellt: Wie möchten wir unsere Welt der nächsten Generation hinterlassen? „Each country and it’s army say / we defend, say we must / Ever thought that we mustn’t / Would cities of iron turn to dust?“ Das ist sie wieder, GINA ÉTÉ’s kunstvolle Verknüpfung von Persönlichem und Politischem zu Hybrid Pop. Fragmentarisch, tastend, dringlich. Das ist Musik für diese Zeit.