Lennart Schilgen schreibt Lieder, die Geschichten erzählen. Klug, gefühlvoll – und immer wieder mit kleinen, textlichen Hakenschlägen. In „Lea“, der zweiten Single aus seiner EP „Populärmusik“ (09.04. Kleingeldprinzessin), lässt er zu sommerlich-lässigem Gitarren-Pop eine vergangene Festival-Romanze Revue passieren. Der Rahmen: ein Anruf nach Jahren der Funkstille. Darin gesteht er, zunächst noch etwas verdruckst, die damals gemeinsam verbrachte Nacht im Zelt wäre „nicht so folgenlos, wie gedacht“ geblieben.
Die beschwingte Auflösung im Refrain: „Du hast ein Lied, Lea!“. Die Hook setzt sich auch schon beim Nebenbeihören verflixt schnell im Ohr fest – wie so oft bei Schilgen lohnt es sich aber besonders, genau aufzupassen. Und sei es nur, um Zeile für Zeile nachzuverfolgen, wie virtuos der Berliner Songwriter die Parallele vom „ungeplant entstandenen Kind“ zum „ungeplant entstandenen Lied“ ausbuchstabiert.
Der Tonfall bleibt stets verspielt und voller Leichtigkeit, nicht zuletzt dank selbstironischer Highlights, wie „Schon okay, wenn du’s nicht willst / ich will dich auch nicht weiter stör’n. / Nur du solltest es von mir / und nicht aus dem Radio hören.“ Zugleich ist da aber ein ehrlich wehmütiges Schwelgen in Erinnerung an die einstige – und wohlmöglich nie ganz verschwundene – Verliebtheit. Diese Verbindung von Storytelling, Witz und Tiefe, zusammen mit den ausgefeilten Arrangements, machen Lennart Schilgen aus – und zu einer sehr eigenständigen Bereicherung in der deutschen Musiklandschaft.
Das dazugehörige Video wurde – wie schon bei der ersten Single „Ich lass es nur geschehen“ – von Marcel Brell (u.a. Videos für Alin Coen, Reinhard Fendrich, Jeanette Biedermann) produziert. Es kommt entsprechend hochwertig und mit einer ähnlichen Freude an der Eskalation daher. Mit immer drastischeren Mitteln versucht der junge Mann hier, seiner Angebeteten die frohe Kunde zu überbringen: „Du hast ein Lied, Lea!“. Wie der anfängliche Baustelleneinbruch, der blaue Himmel hinter dem Sänger und das fassungslose Gesicht seiner Mit-, bzw. Gegenspielerin zusammenhängen – das soll für alle Zuschauer selbst zu entdecken bleiben. In jedem Fall gilt: die Liebe zum Detail belohnt auch hier mehrmaliges Anschauen.
photo-Credit: Marcel Brell
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