Es ist 5 Uhr morgens, die Sonne geht auf und plötzlich ist alles schön. Jeder gesprayte Satz auf der U-Bahn ist Poesie und jeder E-Scooter, der im Baum hängt, ist Kunst. Es gibt diese magische Stunde auf dem Weg nach Hause nach einer langen Nacht, in der alles wie in Watte gehüllt ist, in der man eine Stadt von einer ganz anderen Seite sieht. Schönheit liegt sowieso im Auge des/der Betrachter:in, aber manchmal eben auch an der Perspektive und am Zeitpunkt. „Graffiti“ ist der Soundtrack zu dieser magischen Stunde und zu den kleinen Dingen, die wir viel zu oft übersehen. Ein Track für die Blume im Asphalt und für das Graffiti im Plattenbau.
Sebastian Höhn, Jannis Scheurich und Maximilian Seeger von YUUN aus Würzburg, die zuvor bereits unter dem Namen ZULU ein Album veröffentlicht haben, beschäftigen sich in ihrer Kunst vor allem mit der Frage, wo wir als Gesellschaft stehen und wohin wir wollen. Die Antwort haben sie vielleicht noch nicht gefunden, aber nähern sich ihr immer weiter an im Spannungsfeld zwischen digitalen Synthies und analogen Instrumenten. Diese Dualität führen sie fort, indem sie das erste Album als YUUN in zwei Hälften teilen. Die erste erscheint als EP im September 2022 unter dem Titel I’ve got my head in the cloud, bevor dann im März 2023 die zweite Hälfte mit dem Titel But the server is down inklusive physischer Veröffentlichung des gesamten Albums I’ve Got My Head In The Cloud, But The Server Is Down folgt.
Einen weiteren Eindruck von der Vision YUUNs werden auch einige Live-Sessions geben, die an verschiedenen verlassenen Orten entstanden sind. Darunter befinden sich urbane Überbleibsel wie ein alter Flugzeughangar, ein leerer Aufnahmesaal oder eine ehemalige Viehmarkthalle mitten im Herzen von Würzburg. Orte, die wir kaum noch wahrnehmen, weil sie keine Funktion mehr haben. Orte, an denen die Zeit stillsteht und das Leben trotzdem auch ohne uns weitergeht, bis wir sie abreißen – oder sie wiederentdecken und in den zerbrochenen Spiegel unserer eigenen Zukunft blicken.
PHOTOCREDIT: YUUN (C) BY Annika Lotter via AdP
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